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10 Fragen - 6. Weshalb ist Belgien nicht einfach zweisprachig?

6. Weshalb ist Belgien nicht einfach zweisprachig?

Obwohl Belgien drei offizielle Sprachen hat, ist nur die Region Brüssel-Hauptstadt offiziell zweisprachig.  Die übrigen Teilstaaten sind offiziell einsprachig.  Das ist die Folge einer politischen Entwicklung, die schon bei der Gründung Belgiens im Jahre 1831 anfing.

Belgien ist nicht zwei- oder dreisprachig.  Das würde ja bedeuten, dass an jedem Ort im Land sowohl Französisch als auch Niederländisch gesprochen würde, sowohl von der Bevölkerung, als auch von den Behörden.  Belgien ist aufgeteilt in drei einsprachige Sprachgebiete und die zweisprachige Region Brüssel-Hauptstadt.  Viele Ausländer fragen sich, warum Belgien nicht einfach völlig zweisprachig ist.  Das erscheint möglicherweise logisch und würde die heutige komplexe Struktur überflüssig machen.  Der Lauf der Geschichte hat aber anders entschieden. 

Bei der Gründung Belgiens wurde Französisch als die Standardsprache von einer in der Verwaltung einflussreichen Führungsschicht eingeführt.  Diese berief sich auf die Sprachenfreiheit, die darin bestand, die Sprache eines Groβteils der einfachen Bevölkerung nicht können zu müssen. Dagegen regte sich in Flandern, wo zahlreiche Niederländischsprachige ihr Heil in den ihnen Schutz bietenden Sprachgesetzen suchten, allmählich Widerstand. Solche Gesetze mussten zu einer gleichwertigen Behandlung der niederländischen und der französischen Sprache in allen gesellschaftlichen Sektoren führen. Unmittelbar nach der Einführung der Sprachgesetze entstand das Problem deren Umsetzung. Diejenigen, welche das ihrer Meinung nach mit einem geringeren Ansehen verbundene Niederländisch nicht lernen wollten, legten sich quer.  Dabei traten die Beschränkungen der damals geltenden Sprachgesetze deutlich zutage. Später plädierte die „Vlaamse Beweging” dann auch für abgegrenzte Sprachgebiete. 

Die Aufteilung von Belgien in Sprachgebiete erfolgte dann schließlich mit der Festlegung der Sprachgrenze im Jahre 1962.  Die Aufteilung der Sprachen wird dadurch eindeutig geregelt: in Brüssel sind sowohl Niederländisch als auch Französisch offizielle Sprachen, in Flandern nur Niederländisch, in Wallonien nur Französisch.  

'Viele Ausländer fragen sich, warum Belgien nicht einfach völlig zweisprachig ist. Das scheint vielleicht das meist logische, und würde die heutige komplexe Struktur überflüssig machen. Der Lauf der Geschichte hat aber anders entschieden.'